Es geht drunter und drüber.
Letzte Woche war ja eigentlich mein Gespräch mit Julian Klincewicz eingeplant, aber das Leben warf dem einen Stein in den Weg. Stattdessen war dafür die Fotografin Julia Nimke endlich im Podcast.
Und hier im Newsletter beehrt uns diese Woche niemand Geringeres als Robert Klanten, Gründer und Geschäftsführer des gestalten Verlags. Robert war übrigens auch schon im Podcast dabei und zwar erst letzten Sommer in Folge 48.
3 TIPPS VON ROBERT KLANTEN
1 ⚡ Black Sea – Neal Ascherson (Buch)
Eine Kulturgeschichte des Schwarzen Meeres, der Krim, der frühen Ukraine, von Europa. Am Schwarzen Meer ist unsere westliche Zivilisation entstanden. Dort ist in der Antike das asiatische Reitervolk der Skythen auf die Griechen getroffen, die bereits begonnen hatten Ihre Gesellschaft in Städten zu organisieren – die Ursprünge von Demokratie, Rechtsprechung, Philosophie hängen stark an diesen Ereignissen. Neal Ascherson spannt einen Bogen über die Jahrtausende bis zu den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Ich stelle mit Erschrecken fest, dass ich wahrscheinlich nie mehr nach Kiew reisen werde, um mir das dort ausgestellte Gold der Skythen anzusehen.
2 ⚡ 48 Laws of Power – Robert Greene (Buch)
Wir haben in den letzten Tagen oft gehört, dass Politiker überrascht waren von den Entwicklungen in der Ukraine. Sie hätten dieses Buch lesen sollen. Robert Greene beschreibt nach welchen Prinzipien Macht funktioniert, sie von Machtmenschen errungen, ausgeübt und verteidigt wird. Das geschieht an zahllosen eindrücklichen Bespielen und Quellen aus der Geschichte, vom Alten China über die Renaissance, Napoleon bis zu Bismarck und den Nationalstaaten des 19. und 20. Jahrhunderts. Es ist ein Panoptikum von widerwärtigen unsympathischen, rücksichtslosen Machtmenschen, voller Lügen, Intrigen, Verrat, sehr viel Blut. Ein Buch darüber wie Menschen (eben auch) sind, nichts für Kirchentagsbesucher, woke Gutmenschen und andere Traumtänzer und gerade deshalb Pflichtlektüre. Steht bei mir im Regal neben Hagakure, Sunzi, Thomas Hobbes und Machiavelli. (Man muss ja selbst kein Arschloch werden, aber sollte besser wissen wie Arschlöcher funktionierten.)
Jetzt aber etwas weniger sinister …
3 ⚡ Factfulness – Hans Rosling (Buch)
Ten reasons we’re wrong about the world - and why things are better than you think.
Das Buch hab ich bisher wahrscheinlich an die 30 mal verschenkt. Hans Rosling hat für die UNICEF und die WHO gearbeitet und sie beraten und dabei die halbe Welt bereist, den schwedischen Ableger von „Ärzte ohne Grenzen“ gegründete und war hobbymäßiger Schwertschlucker. Factfulness zeigt auf Basis von Fakten/wissenschaftlichen Daten auf, warum die Welt besser ist als wir Menschen denken. Zahlreiche Bilder und Grafiken veranschaulichen Ähnlichkeiten und Unterschiede, was gerade für Freunde der Infografik hochspannend ist. Ausserdem bietet das Buch eine wissenschaftliche Technik an, mit der man nahezu sicher Bullshit von Fakten unterscheiden kann und erklärt auf welchen – ursprünglich einmal nützlichen – Prinzipien die heutzutage so erfolgreiche Verbreitung von Hysterie beruht. Noch ein Buch, dass nicht genug gelesen werden kann.
Und dann noch ein Bonus-Tipp von Robert … ausnahmsweise 😉
BONUS ⚡ A Short History of Tractors in Ukrainian – Marina Lewycka (Buch)
Hatte ich irgendwie vergessen, dass ich das Buch habe. Würde ich gerne auch empfehlen, falls das noch geht. Nicht zwingend Weltliteratur, eher leicht, amüsant und gibt einen schöne Einblick wie Ukrainer so ticken.
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Wie gesagt, Robert war schon in Folge 48 im Podcast mit dabei. Er führte mich durch die Geschichte seines Verlags und wir sprachen außerdem über Flagshipstores, Tribes, Identifikation und Hobbys, und darüber dass es oft auch wichtig ist, zu wissen, wovon man besser die Finger lässt. Schon gehört?
UND DANN NOCH 2 TIPPS VON MIR
4 ⚡ Lion (Film)
Okay, vielleicht klingt es erst seltsam, dass ich gerade einen Film empfehle, bei dem man so richtig heulen könnte. Aber mir geht es ehrlich gesagt gerade so, dass ich im Alltag echt hart daran arbeite, meine Emotionen zu managen. Und dafür kann es vielleicht auch hilfreich sein, einen Zeitraum zu haben, in denen man ihnen freien Lauf lässt. Keine Ahnung – ist nur so eine Theorie. Jedenfalls saß ich am Montag mit Tränen in den Augen in der Bahn, während ich diesen Film gesehen habe, und es hat irgendwie gut getan. Dev Patel (eh schon gut) spielt einen jungen Mann, der als Kind in Indien verloren ging, nach Tasmanien adoptiert wurde und nun sein zu Hause mit Google Earth sucht. Taschentücher bereit halten.
5 ⚡ Digital Minimalism – Cal Newport (Buch)
Choosing a Focused Life in a Noisy World
Ich hab schon länger das Gefühl, das nicht ich mein iPhone benutze, sondern eher umgekehrt. Tatsächlich überlege ich mir schon eine Weile, ob ich meinen Umgang mit meinen digitalen Begleitern nicht mal radikal überdenken sollte. Aber das ist schon ein längerer Prozess. Mit ein Anstoß dazu war dieses Buch von Cal Newport. Ich weiß schon garnicht mehr, wann ich das gelesen habe, aber ich muss sagen, gerade in diesem Moment ist es wieder ganz nach oben auf meine Leseliste gerutscht. Eine klare Empfehlung für jeden, der ein Gerät mit Internetverbindung in seinem Leben hat …
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Das wird hier langsam zum Buchclub, aber ich hab da gar nichts gegen. Bücher geben mir am Ende dann doch mehr als Artikel oder YouTube-Videos.
Nächsten Sonntag ist jemand dabei, der selbst einen der bekanntesten Newsletter Deutschlands rausbringt und uns so jeden Tag auf dem Laufenden hält. Aber wer das ist, siehst du dann nächste Woche 😉
🤙
Sven